Dies ist eine interessante Überschrift
Aha, es funktioniert also doch mit der „reißerischen Überschrift“. Aber darum geht es heute nicht, denn Donald Trump hat per Dekret zwei Naturschutzgebiete im Westen der USA erheblich verkleinert.
Interessant sind in diesem Zusammenhang die von Google News erfassten Headlines der versammelten Medien. Vermutlich basieren alle Berichte auf ein und derselben Presseinformation. Dennoch schaffen es die Redaktionen, mit kleinsten Änderungen in der Wortwahl eine vermeintliche Unterscheidung und/oder einen Mehrwert zu schaffen, um die geneigte Leserschaft anzulocken:
Trump nimmt die Natur ins Visier
Das Schweizer „SRF“ nimmt zur Kenntnis, dass Trump „irgendetwas mit der Natur“ vorhat. Allzu schlimm kann das aber noch nicht sein.
Trump will nationale Schutzgebiete beschneiden
Die „Neue Zürcher Zeitung“ kennt die Pläne anscheinend genauer. Noch scheint es ein zukünftiges Vorhaben zu sein. (Anmerkung: Der Erlass ist zu diesem Zeitpunkt bereits öffentlich.)
Trump verkleinert Naturschutzgebiete in Utah
Der „Deutschlandfunk“ merkt an, dass Trump schon aktiv ist. Er will nicht nur, er macht schon. Korrekt.
Trump verkleinert zwei US-Naturschutzgebiete
„ZEIT ONLINE“ kennt inzwischen die exakten Zahlen.
Donald Trump verkleinert Naturschutzgebiete drastisch
„FOCUS Online“ ergänzt, dass es wohl dramatischer ausfällt.
US-Präsident verkleinert Naturschutzgebiete in Utah drastisch
Die „Süddeutsche“ schließt sich an, möchte aber keinen Namen nennen.
Trump verkleinert Naturschutzgebiete in Utah drastisch
Das „Mindener Tageblatt“ schreibt’s auch und nennt konkrete Namen. Wir haben es ja schon geahnt.
Trump verkleinert US-Naturschutzgebiet um mehr als 80 Prozent
„DIE WELT“ hat nur von einem Gebiet gehört, kennt aber schon den Mindestwert der Verkleinerung.
Trump verkleinert US-Naturschutzgebiete um bis zu 85 Prozent
Der „STERN“ kennt wiederum beide Gebiete und den Maximalwert.
Trump lässt Naturschutzgebiete im Westen drastisch verkleinern
„24matins.de“ lässt den Leser entscheiden, ob es sich a) um eine grobe Ortsangabe handelt oder b) ob es alle Naturschutzgebiete im Westen der USA betrifft. Darüber hinaus ist Trump hier selbst nicht aktiv – er „lässt verkleinern“, ein feiner Unterschied.
Ganz nebenbei zum Inhalt der Meldungen:
Die Naturschutzgebiete werden durch diese Entscheidung um ca. 8.000 Quadratkilometer verringert. Für Größenvergleiche dieser Art muss ja bekanntlich immer das arme Saarland herhalten. Die wenigsten Bürger dürften eine Vorstellung davon haben, wie groß das Saarland ist, daher kann ich versichern: Den beiden amerikanischen Naturschutzgebieten fehlt demnächst eine Gesamtfläche von knapp drei Saarlanden. Das ist laut Trump kein Problem, denn der neu geschaffene Freiraum steht voraussichtlich für Bohrungen, Bergbau, Abholzungen und andere industrielle Aktivitäten zur Verfügung, was bei den wenigen verbliebenen Ureinwohnern verständlicherweise für Stimmungsschwankungen sorgt.
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Dieser Artikel wurde verfasst von Henrik Rump