Aufbruchstimmung

Die bösen Geister sind vertrieben – manche haben sich dazu, nach irischem Vorbild, bereits in der Vorbereitung auf Allerheiligen selbst verkleidet und „buhu“ gerufen, andere sind den Geistern vor wenigen Tagen mit ordentlich Böllern oder weithin sichtbaren Strohfeuern zu „Leibe“ gerückt. Die Dropse sind gelutscht und die Sache ist gegessen, die Tage werden jetzt wieder spürbar länger, der Heiland ist geboren, das neue Jahr hat angefangen, Kanzlerin und Bundespräsident haben gesprochen und auf Regen folgt Sonnenschein – kurz es herrscht mal wieder Aufbruchstimmung.

Und jetzt? Wohin mit der ganzen Aufbruchstimmung?

Einfach losmarschiern getreu dem Motto „Nachdem wir das Ziel endgültig aus den Augen verloren hatten, verdoppelten wir unsere Anstrengungen“ [TWAIN] kann man natürlich, aber es hilft ja häufg auch einfach nicht weiter.

Wir müssen uns also Gedanken über unsere Ziele machen: was haben wir im neuen Jahr mit uns und unserer Firma vor?

OK, so manch einer hat das bereits in der Silvesternacht in Form von guten Vorsätzen und dergleichen gemacht, aber bei aller Euphorie ist bekanntermaßen häufig schon nach wenigen Tagen oder Wochen nicht mehr viel davon übrig…

Aber warum erreicht man seine Ziele so oft nicht?

Eine gute Erklärung und gleichzeitig auch einen Lösungsansatz bieten die 1981 von George Doran aufgestellten S.M.A.R.T.-Kriterien [TAKAI]. Er definiert damit 5 Eigenschaften mit denen man ein Ziel definieren sollte, damit man es am Ende auch erreicht:

  • Specific (spezifisch): Das Ziel sollte eine bestimmte Verbesserung bewirken
  • Measurable (messbar): Mit dem Messkriterium stellt man fest, ob das Ziel erreicht wurde
  • Assignable (personifizierbar): Wer soll das konkret umsetzen – ich selbst, einer meiner Mitarbeiter bzw. Kollegen oder vielleicht ein bestimmter externer Dienstleister
  • Realistic (realistisch): Das Ziel sollte erreichbar sein
  • Time related (zeitlich begrenzt): Wann möchte ich dieses Ziel erreicht haben

 

Allein an diesen Kriterien könnt Ihr also schon ganz gut sehen, woran man bei der Zielerreichung meistens scheitert. Man wünscht sich ein sehr diffuses Ziel jemals zu erreichen.

Der erste Schritt könnte demnach sein, den guten Vorsatz so genau wie möglich zu definieren und Euch selbst vor allen Dingen vor Augen zu führen, welchen Vorteil Euch das bietet. Eventuell könnt Ihr auch noch das grundlegende Problem benennen – fühlt Ihr Euch wirklich unwohl oder sagen andere, dass es angemessen wäre sich unwohl zu fühlen.

Auch die Messbarkeit kann ein Stolperstein sein, manchmal definiert man ein Messkriterium, dass einfach nicht unmittelbar zum Ziel passen will. Sicherlich sollen sich geschäftliche Maßnahmen irgendwie positiv auf den Umsatz oder besser noch auch den Gewinn auswirken, aber vielleicht ist der Zusammenhang nicht so direkt, …

Bei der Personifizierbarkeit solltet Ihr Euch fragen, ob Ihr das selber machen könnt (auch zeitlich und in der nötigen Qualität und Menge) oder wer das für Euch erledigen soll.

Das ein Ziel realistisch sein sollte versteht sich von selbst, beim Hochsprung legt man die Latte ja auch nicht direkt beim ersten Sprung ganz oben auf, sondern steigert sich mit der Zeit. Oft ist es aber so, dass das Ziel einfach nur deshalb nicht erreichbar ist, weil es viel zu komplex ist. Ihr solltet es dann in erreichbare und klar abgrenzbare Teilziele zerlegen, die Ihr nach und nach erreichen wollt. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.

Und schließlich der Zeitpunkt der Zielerreichung: Wenn Ihr bereits sicher seit, dass Ihr Eurem Arzt – nicht Eurem Modemagazin – in der Einschätzung folgen wollt, dass Ihr demnächst umbeding mal X kg wiegen solltet, weil (…), dann belasst es nicht dabei, sondern sagt Euch lieber: „Bis Ostern habe ich das geschafft!“

Man kann die Bedeutung von realistischen Zielen gar nicht deutlich genug betonen. Nicht erreichte Ziele sind äußerst frustrierend – nicht nur für Euch selbst, sondern auch für diejenigen, die Ihr mit der Zielerreichung beauftragt habt. Der Leidensdruck muss dann schon ausgesprochen hoch sein, damit es zu einem zweiten Anlauf kommt – vom Sprung ganz zu schweigen.

Und schließlich:

Das Ziel, der gute Vorsatz – oder wie auch immer Ihr das genannt habt – muss zu Euren Lebens- bzw. Unternehmenszielen passen oder sie zumindest nicht behindern. Ihr könnt sonst so gründlich definieren wie Ihr wollt, am Ende wir es im besten Fall halbherzig umgesetzt.

Das gilt natürlich auch für den Beauftragten, deshalb stellt sicher, dass er Eure Mission versteht und mitträgt:
„Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ [SAINT-EXUPÉRY]

Quellen:

  • SAINT-EXUPÉRY, Antoine de
  • TAKAI, Daniel: Architektur für Websysteme, S. 100 (2017, Hanser-Verlag) zitiert:
    DORAN, George: There’s a S.M.A.R.T. way to write management’s goals and objectives. In: Management Review (1981), November
  • TWAIN, Mark

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Dieser Artikel wurde verfasst von Tom-Patrick Kummann

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